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Advanced Manufacturing | 07.09.22 | 5 min

Qualitätsverpackungen «made in Entlebuch»

Am 30. März 2022 wird an der Verpackungsmesse «Empack» in Zürich eine Weltneuheit präsentiert: Ecopack von KISTAG. Es handelt sich um die erste klimaneutrale Holzverpackung der Welt. Als «ökologisches Wunderwerk» kommentiert, entspricht Ecopack exakt dem Slogan von KISTAG aus dem Entlebuch: Individuell, innovativ, einfach KISTAG. Wir wollten mehr wissen.

«Bei uns wird jede Verpackung individuell gemäss Kundenwunsch konstruiert und gefertigt», erklärt Ruedi Zihlmann, Leiter Planung und Entwicklung bei KISTAG. Standardisierung kennt das Unternehmen kaum. Dies liegt an der Konkurrenzsituation und am Preisdruck: Für den Schweizer Markt zählt Schnelligkeit bei einfachen Verpackungen, oder man muss komplexe Lösungen anbieten können, um zu bestehen. Ein umfangreicher Service, welcher der eigentlichen Verpackung vor- und nachgelagert ist, rundet das Angebot ab. Das Meisterwerk «Ecopack» beweist: Komplexität zu erschaffen ist für KISTAG kein Problem. Das Spezielle an der Verpackung, die mit dem Label firstclimate zertifiziert ist, liegt in ihrer Ökobilanz. Ecopack ist konsequent CO2-neutral. Die Schadstoffe im Produktionsprozess werden hauptsächlich ausgestossen, bevor die Materialien in der Werkstatt angekommen sind. Zudem ist Ecopack wiederverwertbar, modulierbar und wird ohne Werkzeug zusammengebaut. Mit diesen Besonderheiten setzt die Weltneuheit einen komplett neuen Massstab, was ökologische Verpackungen anbelangt. Es verwundert nicht, dass Ecopack für KISTAG die ideale Eintrittskarte zu Neukunden bildet. Sind diese vom Prinzip überzeugt, kann der Prototyp individuell gemäss Kundenbedürfnis gefertigt werden. Weitere Verpackungstypen sind für die «Ecopack-Familie» bereits geplant.

Schonender Umgang mit Ressourcen

Der Start nach der Lancierung ist geglückt: Ecopack ist erfolgreich angelaufen, das Interesse ist gross. Nachhaltigkeit ist also ein Trumpf von KISTAG – und langsam, aber stetig auch Pflicht. «Uns ist ein schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen ein wichtiges Anliegen. Aber auch die Kunden haben immer spezifischere Erwartungen. Denn sie verfolgen natürlich ihre eigenen Klimaziele», so Zihlmann. Die Nachhaltigkeit zeigt sich bei KISTAG in verschiedenen Bereichen. Zum Beispiel bei der Nutzung der Ressourcen: 95% des verarbeiteten Massivholzes stammt aus den einheimischen Wäldern. Auf den Dächern der Produktionshallen befindet sich eine Photovoltaikanlage mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern. An sonnigen Tagen kann sich KISTAG vollständig mit eigener Energie versorgen. Eine Erweiterung der Anlage ist bereits in Planung. «Es könnte natürlich noch weiter gehen: Bei den Transporten ausschliesslich auf Elektrolastwagen zu setzen, wäre ein sinnvoller Ansatz», so Zihlmann. Momentan ist das allerdings noch eine Kostenfrage. Ein sparsamer Umgang mit den finanziellen Ressourcen wird bei KISTAG grossgeschrieben. «Wir hatten in den letzten Jahren Einiges nachzuholen». So hat das Unternehmen seit 2016 zwei neue Produktionshallen gebaut und den Maschinenpark verdoppelt. «Durch diese Investitionen konnte KISTAG weiter wachsen und Ausfälle einzelner Maschinen haben keinen Einfluss mehr auf die Lieferfähigkeit», so Zihlmann. Nicht zu vergessen ist die Beständigkeit im Umgang mit Partnern. Dass KISTAG in den aktuell schwierigen Zeiten an ihre Materialien gelangt, ist nicht zuletzt den langjährigen Beziehungen zu den Lieferanten zu verdanken. 

Kreative Köpfe kreieren Innovationen

«Verpackungen haben generell keinen leichten Stand. Jeder braucht sie, aber niemand will sie zahlen», sagt Zihlmann. Hier vollziehe sich allerdings ein Gesinnungswandel. «Viele unserer Kunden schätzen hochwertige Verpackungen und betrachten sie als Mehrwert des Produkts.» Ein hochwertiges Produkt verdient eine gleichwertige Verpackung, oder anders ausgedrückt, man soll bereits an der Verpackung erkennen, dass höchste Qualität drin ist. So hat KISTAG beispielsweise eine kippbare Verpackung für eine Magnum-Weinflasche eines Kunden konstruiert. Verpackungen fürs Endprodukt entsprechen allerdings der Ausnahme bei KISTAG. Die Regel stellen industrielle Verpackungen dar, die dabei helfen, Speditionszeit einzusparen. Für einen Kunden aus der Medizinalbranche hat KISTAG zum Beispiel eine Verpackung entworfen, in der die Einzelteile perfekt angeordnet sind – genau in der Reihenfolge, in der sie anschliessend zusammengebaut werden. Der bestmögliche Schutz der Güter steht dabei an oberster Stelle.
Es stellt sich die Frage nach den Köpfen hinter diesen kreativen Ideen. Sind dies Hochschulabsolventen im Bereich Verpackungsdesign oder Holztechnik? «Keineswegs», so Zihlmann. «Die Innovationen entstammen den gelernten Zimmerleuten und Schreinern. Für den technischen Durchblick braucht es Praktiker.» Eine Herausforderung sei allerdings, dass es keine gelernten Fachleute im Verpackungsbereich gibt. Diese werden bei KISTAG intern geschult. Auch der Fachkräftemangel geht an KISTAG nicht spurlos vorbei. Die Ausbildung von Lernenden wird deshalb grossgeschrieben. «Wir sind zudem sehr offen für Quereinsteigende». So arbeitet eine junge Frau im Unternehmen, die in den Semesterferien eines branchenfremden Studiums bei KISTAG gejobbt hat. Sie war von der Arbeit bei der KISTAG angefixt und ist geblieben. «Wir haben eine sehr treue Belegschaft. Unsere Mitarbeitenden bleiben im Schnitt 15 Jahre bei uns», erzählt Zihlmann. Ein entscheidender Faktor sei sicherlich die grossartige Lebensqualität in Schüpfheim. 80 Prozent der Belegschaft könne die Mittagspause zu Hause verbringen, was sehr geschätzt werde.

Beeindruckende Produktevielfalt

Nach dem aufschlussreichen Gespräch mit Herrn Zihlmann ist es Zeit, Betriebsluft zu schnuppern. Ruedi Zihlmann führt mich in jedes Gebäude und durch jede einzelne Abteilung. Der typische Geruch von frisch gesägtem Holz zieht sich durch, mal stärker, mal schwächer. Ich staune, wie wenig maschinell-standardisierte Arbeit trotz der Grösse des Betriebs verrichtet wird. Die Mitarbeitenden sind konzentriert am Werken, vieles ist Handarbeit. Die Vielfalt an Teilen und Produkten in den Hallen ist beeindruckend. Fertige und halbfertige Verpackungen jeglicher Art und Grösse wechseln sich ab mit einzelnen Holzbrettern, hier ein Küchenschubladensystem, dort ein Element für den Ladenbau. Alles hat seine Ordnung und sein System. Ruedi Zihlmann erklärt bei vielen Produkten, worum es sich handelt, nimmt die Teile auseinander und zeigt mir die Funktionsweise auf. Beachtlich ist die Anzahl der Konstruktionen, die es so nur bei KISTAG gibt. Wir betreten die letzte Halle, in deren oberstem Stock der ursprüngliche Grund meines Besuchs wartet: Ecopack. Wie ein Schatz, der vor den neugierigen Augen der Öffentlichkeit geschützt werden muss. Optisch unterscheidet sich die Neuheit fürs Laienauge nicht erheblich von anderen Verpackungen. Aber das Wissen genügt: Ecopack ist die Verpackung der Zukunft.

KISTAG – Innovatives aus Holz

Anja Hammerich | © Wirtschaftsförderung Luzern

Anja Hammerich
Projektleiterin Kommunikation/Content

Telefon +41 41 367 44 08

 

 

KISTAG Dekopack AG
6170 Schüpfheim
Holzverarbeitung